Regentalaue

Gebietscharakteristik

Das Projektgebiet besitzt eine Gesamtgröße von 1770 Hektar, dessen zukünftige Entwicklung sich ausschließlich an den Ansprüchen dort vorkommender gefährdeter Tier- und Pflanzenarten orientieren soll. Das Projekt Kerngebiet liegt westlich der Stadt Cham in der Oberpfalz und umfaßt einen wesentlichen Teil der Regenniederung im Naturraum Cham-Further Senke mit einer Höhenlage von etwa 360 m über NN. Das Klima ist im Gegensatz zur Umgebung eher kontinental getönt, was sich in einer relativ geringen jährlichen Niederschlagssumme von 716 mm und einer mittleren jährlichen Temperaturdifferenz von 19 Grad Celsius bemerkbar macht.

Logo Regentalaue

Das gesamte Projektgebiet liegt in Europäischen Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Gebieten, große Teile des Gebietes stehen unter Landschaftsschutz. Das Regental zwischen Cham und Pösing wird charakterisiert durch eine weitgehend wiesengenutzte Auenlandschaft mit kleinräumig wechselnden durchwegs hohen Grundwasserstand, die der Fluss Regen aufgrund des niedrigen Gefälles in weiten Mäandern durchzieht und besonders zur Zeit der Schneeschmelze im Bayerischen Wald, aber auch nach länger anhaltendem Starkregen regelmäßig überflutet.

Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt sowie die landwirtschaftliche Nutzung wird damit noch entscheidend von der Hochwasserdynamik des Regens geprägt, weshalb der Talgrund bis jetzt fast frei von Bebauung ist.

Neben dem Flusslauf, einigen Bächen, den Altwässern mit noch vollständiger Verlandungszonierung, wird das Regental noch besonders durch die Anfang des 16. Jahrhundert angelegten Teichgebiete gekennzeichnet, die aufgrund ihrer meist extensiven Nutzung in der Vergangenheit entscheidenden Anteil an der heutigen hohen ökologischen Wertigkeit des Projektgebietes besitzen (z.B. Schwingrasenverlandung, breite Röhrichtzonen etc.). Der natürlicherweise die Flussauen kennzeichnende Auenwald ist nur noch fragmentarisch in Form von galerieartigen Weiden und Schwarzerlensäumen vorhanden.

Im Januar 2010 wurde mit 1.427 ha der überwiegende Teil des Projektgebietes als Naturschutzgebiet "Regentalaue zwischen Cham und Pösing" ausgewiesen.

Naturgroßprojekt

Förderprojekt des Bundes

Das Rötelseeweihergebiet und die Regentalaue zwischen Cham und Pösing wurden 1989 in das Förderprogramm des Bundes zur "Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung" aufgenommen. Die Trägerschaft für das Naturschutzgroßvorhaben übernahm der Landkreis Cham. Die Projektlaufzeit mit Grunderwerb und Durchführung biotopgestaltender Maßnahmen dauerte von 1989 bis Ende 2003. Seither hat der Landkreis Cham und der Freistaat Bayern 431 ha Wiesen, Weiher und Äcker erworben, darunter die besonders wertvollen Rötelseeweiher sowie zahlreiche Biotop verbessernde Maßnahmen durchgeführt. Für die Realisierung des Projektes standen 9,5 Mio. Euro zur Verfügung. Ziel des Naturschutzprojektes ist die Erhaltung einer naturnahen Fluss-, Auen- und Weiherlandschaft, die Verbesserung der Lebensbedingungen für die im Gebiet vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sowie die Sicherung der biologischen Vielfalt.
Weiterführendere Informationen entnehmen Sie dem angebotenen Flyer "Naturschutzgroßprojekt Regentalaue".

Natur erleben

Naturbeobachtung in einer Auenlandschaft von nationaler Bedeutung

Im Naturschutzgebiet Regentalaue bieten sich dem Naturbeobachter ganzjährig Möglichkeiten die Tierwelt, im Besonderen aber die Vogelwelt zu beobachten. Seien es zur Brutzeit die auentypischen Wiesenbrüter, wie Kiebitz und Großer Brachvogel, sowie verschiedene Wasservögel, z.B. Schwarzhalstaucher und Schnatterente, an den Rötelsee - Weihern. Zur Zugzeit rasten diverse Limikolenarten (Strandläufer), wie z.B. Grünschenkel oder Bruchwasserläufer aus Nordeuropa in den abgesenkten Teichen oder an den Gestaltungsflächen in den Auwiesen. Als Wintergäste sind unter anderem regelmäßig Schellenten und Gänsesäger im Regenfluss oder sofern eisfrei, in den Weihern zu beobachten.

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurden auch gezielte Biotopgestaltungen vorgenommen um den Naturerlebniswert der Regentalaue zu steigern. Diese Bereiche sind alle von den öffentlichen Straßen aus einsehbar.
Eine Naturbeobachtung ohne Störung ist somit jederzeit möglich. Für den optimalen Beobachtungsgenuß ist ein Fernglas aber unerlässlich. Im angebotenen Flyer "Naturbeobachtung" sind die interessantesten Beobachtungspunkte dargestellt.


Bootswandern im Naturschutzgebiet

Zwischen Cham, ab dem Bürstenpass bei Neumühle und der Regenbrücke bei Pösing verläuft der Bootswanderweg durchwegs im Naturschutzgebiet Regentalaue. Wegen des eingetieften Flusslaufes sehen und erleben die Bootsfahrer von der Landschaft und der Natur der Aue nur wenig. Für sie besteht die Möglichkeit sich an der Anlegestelle bei Untertraubenbach zu informieren. Ein kleiner Lehrpfad informiert über die Naturausstattung der Regentalaue. Vom 15 m hohen Aussichtsturm kann der wichtigste Teil der Aue überblickt werden, im Hintergrund die Gipfel des Bayerischen Waldes. Speziell in der Zeit vom April bis Juni wird der ornithologisch Interessierte während einer Wanderung entlang der Hauptstraße u.a. den Großen Brachvogel oder den Kiebitz erleben können. Im angebotenen Flyer "Naturbeobachtung" sind die interessantesten Beobachtungspunkte dargestellt.

Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt im und am Regen gelten für Bootsfahrer besondere Verhaltensregeln. Diese Regelungen sind dem angebotenen Flyer "Bootswandern" zu entnehmen. Der Flyer enthält auch eine Karte des Naturschutzgebietes mit hervorgehobenem Lauf des Regenflusses so wie der Anlegestelle bei Untertraubenbach.

Forschung

Die ersten unregelmäßigen Aufzeichnungen über die Vogelwelt in der Regentalaue stammen aus den 1930er Jahren. Eingehendere Untersuchungen stammen von M. Zeidler aus den Jahren 1962 und 1963. Er erwähnt in seinem Beitrag "Ein Vogelparadies" 92 Brutvogelarten und 50 Gastvogelarten.
Etwa zur gleichen Zeit begannen die Ornithologen A. Gauckler und M. Kraus aus Nürnberg mit eingehenderen, artspezifischen Untersuchungen.
 
Anfang der 1970er Jahre haben Mitarbeiter der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern unter der Leitung von Peter Zach damit begonnen, das Gebiet systematisch zu erforschen und die Bestandsentwicklung ausgewählter und typischer Arten langfristig zu untersuchen. Seither wird an über 50 Arten ein planmäßiges Brutvogel- und Rastvogelmonitoring durchgeführt. Woche für Woche werden seither Vögel gezählt, kartiert und die Daten in Protokollen festgehalten. Mittlerweile haben sich über dreihunderttausend Datensätze angesammelt. Zu den untersuchten Vogelarten gehören unter anderem die Wasservogelarten Schwarzhalstaucher, Schnatter- und Knäkente, die Wiesenbrüterarten Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Kiebitz und Braunkehlchen, die Schilf- und Verlandungszonenbewohner  Blaukehlchen, Schilf- und Drosselrohrsänger sowie zahlreiche als Durchzügler und Gäste auftretende Wasser- und Watvogelarten. Im Jahr 1980 wurde das Langzeitprojekt um die beiden Amphibienarten Laub- und Moorfrosch und um die Pflanzenarten Wasserfeder, Arnika und Breitblättriges Knabenkraut erweitert. 

Aktuell wurden seit 1970 in der Regentalaue 276 verschiedene Vogelarten festgestellt. Davon 136 Brutvogelarten und 140 Gastvogelarten. Im Rahmen der Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes für das Naturschutzgroßprojekt konnte das Vorkommen von 72 Pflanzengesellschaften, 508 Pflanzenarten und über 1.000 Tierarten bestätigt werden. Das Regental gehört hinsichtlich der Vögel und Amphibien zu den am besten untersuchten Gebieten in Bayern.

Der angebotene Flyer "Eine Auenlandschaft von nationaler Bedeutung" informiert näher über dieses Thema.

Beweidungsprojekt Regentalaue

Alte Rinderrasse beweidet Naturschutzgebiet

Im Beisein zahlreicher Gäste stellte Landrat Franz Löffler am 26. April 2018 das „Beweidungsprojekt Regentalaue“ im Naturschutzgebiet Regentalaue zwischen Cham und Pösing vor. In einem 21 ha großen Teilgebiet des Naturschutzgebietes soll das innovative Projekt zur Erhöhung der Strukturvielfalt und der Biodiversität in der Aue beitragen. Das Besondere: Naturschutz und Landwirtschaft versuchen hier gemeinsam neue Wege zu gehen.

Pflege durch Nutzung

Mehrere Fliegen mit einer Klappe will die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Cham mit dem „Beweidungsprojekt Regentalaue“ schlagen. Durch extensive Beweidung mit der vom Aussterben bedrohten alten Haustierrasse Rotes Höhenvieh soll ab sofort ein 21 Hektar großes Teilgebiet des Naturschutzgebietes Regentalaue zwischen Cham und Pösing im Sinne des Biotop- und Artenschutzes bewirtschaftet werden.  Ziel ist es, die reine Landschaftspflege zu minimieren und eine Entwicklung zu einer verträglichen, nachhaltigen Nutzung mit geschlossenen Stoffkreisläufen anzustoßen. Dem Landkreis Cham als Träger des Projektes ist es gelungen mit der Familie Fuchs aus Untertraubenbach einen landwirtschaftlichen Betrieb gefunden zu haben, der sich mit dieser Rinderbeweidung auch ein weiteres betriebliches Standbein aufbauen will.

Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam betreiben

Pünktlich zum Weideauftrieb konnte Landrat Franz Löffler am Donnerstag, den 26. April 2018 zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung und Verbänden, u. a. auch den Bezirkspräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, Herrn Josef Wutz, begrüßen. „Wir wollen keinen Naturschutz unter der Käseglocke betreiben“, erläuterte Landrat Löffler. „Deshalb stellen wir unsere landkreiseigenen Flächen gerne einem Projekt zu Verfügung, das auf einen nutzungsorientierten Arten- und Lebensraumschutz baut. Und mit dem Einsatz der vom Aussterben bedrohten Rinderrasse Rotes Höhenvieh leistet unser Projektpartner aus der Landwirtschaft, die Familie Fuchs, darüber hinaus einen großen Beitrag zum Schutz der Agrobiodiversität.“  Vor diesem Hintergrund sei es nur zu begrüßen, dass die Umsetzung des Projektes durch Ausgleichs- und Ersatzgelder des Landkreises Cham realisiert werden konnte. Das Besondere an dem Beweidungsprojekt in der Regentalaue sei es, dass hier Naturschutz und Landwirtschaft versuchen, gemeinsam neue Wege zu gehen, die sowohl zum Erhalt der Biodiversität beitragen als auch für den beteiligten Landwirt einen betrieblichen Nutzen bringen.

Die Regentalaue – eine historische Kulturlandschaft im Landkreis Cham

In Feuchtgebieten wie den Auen war Beweidung traditionell lange die vorherrschende Nutzungsform. Großflächige Reste dieser alten Kultur- und Naturlandschaften finden sich aber fast nur noch in Osteuropa. So wurden auch die Wiesen in der Regentalaue in den letzten Jahrzehnten ausschließlich durch Mahd bewirtschaftet.

Die Regentalaue ist nicht nur das größte Naturschutzgebiet der Oberpfalz, sondern auch Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 mit einem zum Teil einzigartigen Bestand an seltenen Pflanzen und Tieren. Außerdem besitzt es nationale Bedeutung als Brut- und Rastgebiet für Wiesenbrüter und Wasservögel.

Da es sich um ein ökologisch sensibles Gebiet handelt, baut das Beweidungskonzept auf einer von der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz beauftragten Kartierung der Vegetation und der Tierwelt auf. Im Zuge des Monitorings soll das Brutverhalten der Vögel und die Entwicklung von seltenen Pflanzen erfasst werden, bei Bedarf wird das Weidemanagement angepasst. Eine Veränderung der Fläche hin zu mehr Strukturvielfalt und Biodiversität ist aber in jedem Fall das Ziel dieses Beweidungsprojektes.

Nicht unterschätzt werden sollte auch der positive Aspekt für den Tourismus, der sich aus dem Naturschutzprojekt entwickeln könnte: Extensive Beweidung mit alten Rassen kann im Rahmen eines naturbetonten Tourismus die Attraktivität einer Landschaft zusätzlich steigern.

Viele Projektbeteiligte bilden ein starkes Netzwerk

Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Cham, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), Kreisgruppe Cham, der ebenfalls Flächen für das Beweidungsprojekt zur Verfügung stellt und die Höhere Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz arbeiten bei diesem Projekt eng mit dem landwirtschaftlichen Projektpartner zusammen.

Die Projektleitung liegt in den Händen der unteren Naturschutzbehörde, Landratsamt Cham.

Für die Umsetzungsberatung wurde das Büro landimpuls GmbH, Regenstauf verpflichtet.

Weitere beratende Behörden und Institutionen sind das Fachzentrum für Fleischrinderzucht am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schwandorf, vertreten durch Herrn Karl Scholler und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Cham.

Rotviehherde auf großer Wiese
Rotviehherde
Rotviehkälber
Rotviehkälbchen
Rotviehstier
Rotviehstier

Prospekte

Hier finden Sie die im Text erwähnten Flyer in einer Zusammenfassung.

Regentalaue Flyer Bootswandern      Regentalaue Flyer Auenlandschaft      Regentalaue Flyer Naturschutzgroßprojekt      Regentalaue Flyer Naturbeobachtung           

Die Flyer Bootswandern, Auenlandschaft, Naturschutzgroßprojekt, und Beweidungsprojekt sind auch in gedruckter Form am Landratsamt erhältlich.   

Der Flyer Naturbeobachtung ist nur hier als PDF-Vorlage ausdruckbar.

Aktuelles

Ökologischer Umbau des Pitzlinger Baches

Einen Bericht zum "Ökologischer Umbau des Pitzlinger Baches" finden Sie unter: Artenschutz / Biotopgestaltung

Maßnahmen 2004 bis 2013

Bericht über die wichtigsten Maßnahmen von 2004 bis 2013 in der Regentalaue

UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen 2021 - 2030

Im November 2022 wurde das Naturschutzgebiet Regentalaue im Rahmen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen 2021-2030 als „Hervorragendes Beispiel“ ausgezeichnet.  

Logo Hervorragendes Beispiel - UN Dekade

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