Vortrag: Entspanntes Familienleben

15. November 2024: Vereinbarkeitstage gewährten Einsicht in die eigene Schatzkiste
Tanja Schmidbauer, Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes (von links nach rechts), Referentin Tanja Rödig und Alexandra Altmann, Gleichstellungsbeauftragte des Jobcenters Cham

Sich selbst in der Schatzkiste sehen, die Bedeutung von Bedürfnissen und Emotionen, waren nur ein Teil des letzten Vortrags der Vereinbarkeitstage 2024 am 14. November 2024 in der Berufsschule Cham. Die Teilnehmenden des letzten Vortrags in diesem Jahr waren mit ihren vielen Fragen zum Thema Konflikte, Mobbing und innerer Stärke bei der Referentin sowie pädagogischen und therapeutischen Beraterin Tanja Rödig hervorragend aufgehoben. Aufgrund der zahlreichen Teilnehmenden will das Organisationsteam der Gleichstellungsstelle des Landratsamtes, der Agentur für Arbeit und des Jobcenters die Vereinbarkeitstage von Beruf und Familie auch im nächsten Jahr wieder anbieten  

Blick in die Schatzkiste
Viele Familien sind aufgrund der vielen Aufgaben und Herausforderungen, die ihnen der Alltag mit den Kindern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt, sehr belastet. Eltern, die versuchen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, stehen häufig unter Druck. Diese Verantwortung kann zu Stress und Erschöpfung führen, was sich negativ auf die gesamte Familienatmosphäre auswirken kann. Wenn Eltern überfordert sind, kann dies auch die Beziehung zu ihren Kindern belasten, da sie möglicherweise weniger Zeit und Energie haben, um auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen. Und hier setzt Tanja Rödig an: Es gehe in erster Linie um das Wichtigste, das Wertvollste und Einzigartigste im Leben. Um dies kennenzulernen, lud sie die Teilnehmenden ein, in eine Schatzkiste zu blicken. Die Teilnehmenden sahen durch einen angebrachten Spiegel sich selbst in dieser Schatzkiste. „Es geht hier um jede Person selbst, um ihre Gefühle und ihre Bedürfnisse“, so die Referentin des Abends. „Darum, sich selbst zu akzeptieren, zu lieben, wertzuschätzen.“ Das sei die innere Stärke, die uns dabei hilft, andere Meinungen einfach stehen zu lassen oder Anfeindungen abprallen zu lassen und sie nicht in sein Herz zu lassen. Dies gelte für Kinder genauso wie für Erwachsene.

Mobbing durch „Kackhaufen“
Rödig ging auch auf das Thema Mobbing ein. Bei Mobbing komme es also darauf an, wie resilient das Kind oder der Erwachsene ist. Resilienz sei wie ein Muskel. Dieser müsse trainiert werden und insbesondere bei unseren Kindern auch durch uns Eltern gestärkt werden. Mobbingerfahrungen in der Schule oder im sozialen Umfeld sind eine große Belastung für jedes einzelne Kind. Deswegen stellen sich viele Eltern die Frage: „Wie kann ich meinem Kind helfen, mit solchen Situationen umzugehen?“ Neben der inneren Stärke und der Resilienz zeigte Frau Rödig auch auf, wie Eltern bereits erlebte einmalige oder wiederkehrende Mobbingerfahrungen ihrer Kinder begleiten und auffangen können. Und hier gehe es darum zum einen zu verstehen, warum Kinder mobben, und zum anderen das eigene Kind mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen zu sehen. 

„Kinder, die mobben, haben möglicherweise noch nie die Erfahrung gemacht, das Wertvollste, Einzigartigste und Wichtigste in ihrem Leben, nämlich sich selbst, kennenzulernen“, erklärte Rödig. Vielleicht hat ihnen das noch nie jemand gesagt und vielleicht fällt ihnen keine andere Möglichkeit ein, dem unguten Gefühl in sich Ausdruck zu verleihen. Die Expertin geht davon aus, dass Kinder die mobben in erster Linie nach ihrer besten Option handeln, sie wollen mit ihren Bedürfnissen gesehen werden und benötigen Unterstützung. Sie zeigte das sehr bildhaft mit einem „Kackhaufen“ auf. „Wenn Kinder morgens mit einem unguten Gefühl aufstehen, also mit einem Kackhaufen im Gepäck und dieses Gefühl oder diesen Kackhaufen los werden wollen, dann kann es sein, dass sie diesem Gefühl Ausdruck verleihen, indem sie andere ärgern“, erläuterte Röger. Sie betonte, dass es an jedem einzelnen liegt, ob dieser „Kackhaufen“ angenommen wird oder nicht. Resiliente Kinder und Erwachsene mit einer inneren Stärke würden sich leichter tun diesen nicht anzunehmen. „Sich wie ein Löwe entspannt wegzudrehen und sich mit den positiven Dingen, seiner eigenen Schatzkiste, die gefüllt ist mit Freunden, tollen Kraftorten, liebenden Menschen oder Dingen, die gefallen, zu beschäftigen“, gab die pädagogische und therapeutische Beraterin zu bedenken. Anfeindungen könnten so viel leichter an Kindern abprallen und gelangten nicht in ihr Herz. 

Eigene Bedürfnisse sehen
Wenn die Anfeindungen doch bis ins Herz der Kinder gelangen dann gehe es darum, Kinder mit ihren Gefühlen zu begleiten. Sie mit einzubeziehen und zu Fragen wie sich das Herz anfühlt. „Wenn es sich klein und dunkel, eng und angespannt anfühlt dann nehmt das Gefühl und knetet es weg, malt es aus euch heraus oder findet Dinge, die den Kindern guttun, um es los zu werden“, empfiehlt Rödig den Zuhörenden. Wichtig sei hier, dass die Eltern diese Gefühle aushalten und Gefühlsausbrüche begleiten. Hinter jedem Gefühl steckt auch ein Bedürfnis. Nicht nur bei den Kindern, auch bei uns Erwachsenen. Also lasst uns den Kindern vorleben, dass wir auch unsere eigenen Bedürfnisse sehen und diese erfüllen können. Die Frage nach dem Warum bin ich gestresst und erschöpft und welches Bedürfnis steht dahinter, dass ich erfüllen muss, damit es mir wieder gut geht, ist hier von zentraler Bedeutung. „Hier kann die Schatzkiste helfen!“, gab die Referentin für den Alltag mit.

Das Organisationsteam der Gleichstellungsstelle des Landkreises, der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Cham freute sich über die gut besuchte und inhaltlich wertvolle Veranstaltung und wies darauf hin, dass es auch im kommenden Jahr wieder Vorträge rund um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben wird. Die Vorbereitungen hierzu haben schon begonnen.