Psychische Krisen rund um die Schwangerschaft

23. November 2023: Fortbildung der Schwangerenberatungsstelle am Landratsamt Cham
Die Chefärztin des Medizinischen Versorgungszentrums der MEDBO in Cham Dr. Julia Prasser informierte rund 40 Fachkräfte über Psychische Krisen rund um die Schwangerschaft

Die Chefärztin des Medizinischen Versorgungszentrums der MEDBO in Cham Dr. Julia Prasser informierte rund 40 Fachkräfte über Psychische Krisen rund um die Schwangerschaft.

Weitaus mehr Frauen als gemeinhin angenommen, stürzen rund um die Geburt ihres Kindes in eine seelische Krise. Allein in Deutschland sind jährlich etwa 100.000 Frauen betroffen. Sie geraten durch die Erkrankung oft in starke Selbstzweifel und Schuldgefühle. Diese Tatsachen nahm die Schwangerenberatungsstelle am Gesundheitsamt Cham zum Anlass, eine Fortbildung für rund 40 Hebammen, Ärzte, Sozialpädagogen und andere Fachkräfte zu organisieren. Diese trafen sich im Landratsamt Cham, um von der Chefärztin des Medizinischen Versorgungszentrums der MEDBO in Cham Dr. Julia Prasser mehr zum Thema „psychische Erkrankungen rund um die Schwangerschaft“ zu erfahren und sich auszutauschen.

Entlastung und Gespräche
Von einem Stimmungstief, dem sogenannten Babyblues, sind ca. 80 % aller Mütter kurz nach der Entbindung betroffen, berichtete Prasser. Dieser Zustand klingt normal nach wenigen Tagen wieder ab und ist nicht behandlungsbedürftig. Ist das nicht der Fall und die Symptome einer Depression halten an, kann es zu einer Wochenbettdepression kommen. Davon betroffen sind immer noch 10 – 20 % aller frisch gebackenen Mütter. Die gute Nachricht ist, dass eine Wochenbettdepression gut ausheilen kann, wenn sie erkannt und richtig damit umgegangen wird. Oftmals helfen schon Maßnahmen wie Entlastung und Gespräche.

In den Fokus rücken
Die Chefärztin betonte, dass dieses tabuisierte Thema mehr in den Fokus der Gesellschaft gerückt werden müsse. Dann fällt es Frauen oder auch Angehörigen leichter, über die Krise zu sprechen und Hilfe anzunehmen. Sie vermittelte den Teilnehmenden viel Fachwissen, damit sie in ihrem Arbeitsalltag betroffene Frauen erkennen und Hilfe anbieten, bzw. sie an die richtigen Stellen vermitteln. Darunter zählt zum Beispiel die MEDBO Cham, die sogar zwei Zimmer so gestaltet hat, dass Wöchnerinnen mit ihrem Kind stationär aufgenommen werden können. Allerdings betonte Prasser, dass die allermeisten Wochenbettdepressionen ambulant behandelt werden können.

Hilfe bieten Schwangerenberatungsstellen
Auch an die Schwangerenberatungsstellen in Cham können sich Betroffene oder Angehörige wenden. Diese sind nicht nur für Schwangere, sondern auch für Eltern bis zum 3. Geburtstag ihres Kindes da. Die Beraterinnen unterliegen der Schweigepflicht, beraten kostenlos und kennen helfende Stellen gut, an die sie bei Bedarf weitervermitteln können. Die Expertinnen der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen sind unter der Telefonnummer +49 (9971) 78-462, +49 (9971) 78-463 oder +49 (9971) 78-464 oder per E-Mail unter schwangerenberatungsstelle@lra.landkreis-cham-de zu erreichen.

Weiter Informationen unter: www.schwanger-in-cham.de