Praxiserfahrung sammeln im Bayerischen Wald

07. April 2025: Medizinstudierende lernen den Landkreis Cham kennen
Die 45 angehenden Mediziner wurden in der AOK Regen vorgestellt.

Wenn Kinder im großen Sitzungssaal des Landratsamtes angehende Ärzte untersuchen, dann lernen wieder junge Mediziner den Landkreis Cham und die Tätigkeit als Landarzt kennen. Seit dem 8. März absolvieren 45 Medizinstudierende ihr Pflichtpraktikum für das Medizinstudium, die sogenannte „Famulatur“, in Arztpraxen sowie Kliniken in der Region. 20 davon werden von Ärztinnen und Ärzten im Landkreis Cham betreut. Diese Möglichkeit bietet das Projekt „Die LandArztMacher“. Der sogenannte „exzellente Sommer bzw. Winter“ wurde vor 10 Jahren auf Initiative der Ärzteschaft zur Nachwuchsgewinnung ins Leben gerufen. Junge Mediziner von unserer Region zu überzeugen sei eine Daueraufgabe, weiß Landrat Franz Löffler. „Und wie könnte man jemanden besser davon überzeugen, als wenn er den Landkreis und seine Menschen selbst erlebt?“

Erleben und Wertschätzen Lernen
Dieses praktische Erleben war auch fester Bestandteil der gemeinsamen Aktivitäten. Einen Kurs der besonderen Art organisierte die Gesundheitsregion Plus des Landkreises Cham gemeinsam mit den pädiatrischen Assistenzärzten aus dem „KUNO-Land-Projekt“: Den Umgang mit kleinen Patienten, von dem nicht nur die angehenden Ärzte profitierten. Denn auch die Kinder lernten viel über ihren Körper und seine Funktionen. „Ergänzend zum verpflichtenden Teil des Medizinstudiums erhalten die Studierenden im Rahmen des Projekts zusätzliche Begleitangebote, um die Inhalte aus dem oft theorielastigen Studium selber zu erleben“, erläutert Eva Liedtke, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion Plus. Ein weiteres Angebot war zum Beispiel ein Wundnähkurs unter fachlicher Begleitung von Chantal Schwarz, chirurgische Assistenzärztin in den Sana Kliniken des Landkreises Cham. Aber auch das Rahmenprogramm kam nicht zu kurz. Dass eine regionale Wertschöpfungskette vor Ort gelebt wird zeigte die Klostermühle in Cham. In geselliger Runde mit den betreuenden Ärzten wurde bis spät in die Nacht gefachsimpelt. Bei einer Einheit Yoga konnten die Studenten sichtlich entspannen. Der Schwerpunkt der praktischen Anleitung erfolgte jedoch in den Praxen. Hier nahmen sich die Ärzte Zeit, den Studierenden ihren Arbeitsalltag zu zeigen und in ihnen die Begeisterung für ihren Beruf zu wecken.

Praxis hautnah erleben
Studierende aus verschiedenen Universitätsstädten konnten in den vergangenen vier Wochen den Landarztberuf in seiner Vielfältigkeit und Komplexität erleben. Das Konzept hinter dem Projekt „Die LandArztMacher“ geht auf: Die Studierenden sind in kleinen Wohngemeinschaften untergebracht. Vormittags sind sie einzeln oder zu zweit in den Praxisalltag integriert, nachmittags sind verschiedene Kurse organisiert. In der Gruppe lernen sie hier nähen, den Umgang mit schwierigen Patienten und vieles mehr. Am Abend können sie dann gemeinsam ihre Eindrücke austauschen, Fälle besprechen, fachlich diskutieren und in der Gruppe den Bayerischen Wald kennenlernen. Dadurch lernen sie die Vorteile kennen, die eine Tätigkeit in unserer Region attraktiv machen. Ganz automatisch wird auch mit vorhandenen Klischees über die ärztliche Tätigkeit und das Leben im ländlichen Raum aufgeräumt. Gibt es zu Beginn des Praktikums noch Erwartungen wie „Medizin im ländlichen Raum kann qualitativ nicht mit Medizin in den Großstädten mithalten“, so hört man am Ende der vier Wochen eher Sätze wie „Wisst ihr, was wir heute für einen Fall hatten?“ oder auch „Wenn die anderen an der Uni hören, was ich hier alles machen durfte…“.

„Der Landkreis Cham unterstützt dieses Erfolgsprojekt, indem wir die Organisation der Rahmenbedingungen übernehmen. So können sich sowohl die Praxen als auch die Studierenden voll und ganz auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren“, erklärt Landrat Franz Löffler. Durch die überschaubaren Gruppengrößen haben die Studierenden ab dem Anreisetag sofort ein soziales Netzwerk. „Wir verbinden fachlichen Mehrwert mit Freude. Dadurch behält man unsere Region immer in besonderer Erinnerung“, ergänzt Eva Liedtke, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion Plus. Dabei spricht dieses besondere Angebot nicht nur Studierende aus anderen Regionen Deutschlands an. „Wir legen gemeinsam mit der AOK Cham besonderen Wert darauf, auch Studierende aus unserer Region anzusprechen, die durch die zentrale Studienplatzvergabe an weiter entfernten Universitäten Medizin studieren“, erläutert der Landrat. „Mit dem Ziel, diese durch das Projekt wieder enger an ihre Heimat zu binden.“ Und wer weiß, vielleicht kehrt der ein oder andere dann später als fertiger Arzt oder Ärztin in unsere Region zurück, so der Wunsch der Organisatoren.